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No. 17 - Über gelungene Gestik

  • Autorenbild: Julia Binsack
    Julia Binsack
  • 30. Jan.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Eine Frage, die mir häufig gestellt wird: Was mache ich mit meinen Händen, wenn ich auf der Bühne rede? Kein Wunder, das ist wirklich wichtig! Wer vor Publikum spricht, tut dies nicht allein mit Worten. Die Stimme trägt, der Blick sucht Resonanz – und es sind die Hände des Redners bzw. der Rednerin, die am deutlichsten zeigen, was im Inneren vor sich geht. Gesten sind kein dekoratives Beiwerk, sondern ein Teil der Substanz. Sie offenbaren Haltung, transportieren Spannung, formen das Gedachte im Raum. Vor allem aber zeigen sie: Meint jemand, was er sagt oder rezitiert er bloß?


Meine Antwort lautet also: Finden Sie Ihre innere Haltung zum Thema und lassen Sie Ihre Hände diese ausdrücken. Das meint: Offene, ungezwungene Handbewegungen lassen einen Auftritt lebendig wirken. Die Hände folgen dem Gedankengang, strukturieren ihn im Raum, sie fangen das Flüchtige ein. So entsteht ein körperlicher Ausdruck von Überzeugung, der dem Gesagten Tiefe verleiht. Es ist kein Zufall, dass Untersuchungen immer wieder zeigen: Wer gestisch präsent ist, wirkt glaubwürdiger, zugewandter und letztlich überzeugender.



Wirkungsvolle Gestik ist kein Produkt rhetorischer Schulung, sondern Ausdruck von Stimmigkeit. Wer sich in seinen Inhalten wiederfindet, muss keine Bewegung planen. Die Hände finden ihren Weg. Gerade deshalb wirkt allzu kontrollierte Körpersprache schnell wie ein Schutzschild. Die berühmte „Merkel-Raute“ steht sinnbildlich dafür: formal geschlossen, funktional entwaffnend – aber ohne Resonanz. Sie wirkt mehr wie ein Signal der Verwaltung als eines der Beziehung.


Und auch das Verschwinden der Hände, zum Beispiel in Jackentaschen oder hinter dem Rücken, sendet Botschaften. Nicht der Körper wird ruhig, sondern die Beziehung bricht ab. Die Hände, eigentlich Mittler zwischen Innen und Außen, verstummen. Und mit ihnen ein Teil der Überzeugungskraft.


Wirkungsvolle Gestik ist kein Produkt rhetorischer Schulung.


Überzeugend ist nicht der, der gestikuliert – sondern der, dessen Gesten aus Haltung erwachsen. Nicht das Volumen der Bewegung zählt, sondern ihre Echtheit. Eine aufrichtige Geste kann mehr bedeuten als hundert Worte. Im besten Fall schafft sie Nähe, verleiht Rhythmus, bringt Energie ins Sprechen. Und sie macht sichtbar, was oft nur zwischen den Zeilen mitschwingt: die Glaubwürdigkeit des Augenblicks.


Denn was im Raum entsteht, wenn Worte und Körper in Einklang treten, ist nicht nur Wirkung. Es ist Verbindung. Eine Geste, die nicht mühsam geplant, sondern gefühlt ist, kann einen Saal für einen Moment still machen. In solchen Momenten sprechen Menschen nicht nur zu, sondern mit ihrem Gegenüber. Genau darin liegt die Kraft gelungener Kommunikation. Immer.


Mein Tipp: Beobachten Sie sich im Gespräch oder im lockeren Meeting: Was tun Ihre Hände, wenn Sie selbstbewusst sprechen und nicht über die Gestik nachdenken? Genau dort liegt vielleicht Ihre Stärke. Diese Handbewegungen nehmen sie dann mit auf die Bühne. Das können Sie üben.


Viel Spaß dabei!


 
 
 

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