No. 19 - Die 1:1-Methode
- Julia Binsack
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Bereiten Sie Ihren nächsten Vortrag mit der 1:1-Methode vor!
Wenn Sie eine Rede halten oder eine Präsentation vorbereiten, stellt sich früher oder später – möglichst früher – die entscheidende Frage: Für wen machen Sie das? Wer soll das hören, wer soll es verstehen, wen wollen Sie überzeugen?
Eine einfache Methode hilft Ihnen, diesen Fokus zu finden: Stellen Sie sich eine einzelne Person im Publikum vor, für die Sie Ihren Vortrag vorbereiten. Diese eine Person sprechen Sie dann an. Für diese eine Person schreiben Sie Ihren Vortrag. Alle anderen im Raum sind zunächst Zuhörende. Diese imaginierte Person wird Ihren Vortrag und Ihre Präsenz auf der Bühne deutlich verbessern. Versprochen!
Warum funktioniert das? Weil es nicht möglich ist, effektiv für die Gruppe zu sprechen. Gruppen bestehen aus Einzelnen – mit unterschiedlichen Erwartungen, Hintergründen und Fragen. Wenn wir versuchen, allen gleichzeitig gerecht zu werden, verwässert unsere Sprache. Die Aussagen bleiben vage, das Denken bleibt im Allgemeinen hängen, die Verbindung zum Publikum entsteht nicht. Wenn Sie eine einzelne Person ansprechen, hilft Ihnen das, Ihren Fokus zu finden – und klar und verbindlich zu kommunizieren.
Die Kommunikationspsychologie bestätigt das: Studien, etwa aus dem Bereich der „Audience Design Theory“, zeigen, dass wir konkreter und verständlicher sprechen, wenn wir uns beim Formulieren an eine bestimmte Person richten. Unser Gehirn reagiert besser auf ein persönliches Gegenüber als auf eine diffuse Masse.

Diese Methode hilft nicht nur bei der Vorbereitung – sondern auch auf der Bühne. Wer eine konkrete Person im Blick behält – ich meine innerlich –, bleibt nahbar, direkt und fokussiert. Wir verlieren uns weniger im Abstrakten, sprechen einfacher, bildhafter, menschlicher. Und das kommt an.
Deshalb lohnt sich dieser Perspektivwechsel:Was weiß diese Person über das Thema? Was könnte sie interessieren? Wo braucht sie ein Beispiel – wo hilft ein klarer Satz mit warmer Intonation?
Wir sprechen verständlicher, wenn wir uns an eine bestimmte Person richten.
Wenn Sie mit dieser 1:1-Methode arbeiten, verändert sich vieles. Ihre Sprache wird direkter, Ihre Gedanken ordnen sich, und Ihr Auftritt wirkt unmittelbarer. Sie sprechen nicht mehr ins Leere – Sie sprechen mit jemandem. Und das spürt jede und jeder Einzelne im Publikum. Denn sobald Sie wissen, für wen Sie sprechen, finden Sie eher die richtigen Worte. Und wer die richtigen Worte findet, wird auch eher gehört.
Un noch ein Tipp: Die Person, die Sie sich vorstellen, sollte nicht aus Ihrem eigenen Fachgebiet stammen – es sei denn, das Publikum tut es auch. Stellen Sie sich jemanden vor, der typisch ist für das Publikum, das Sie ansprechen werden. Es bringt wenig, sich bei der Vorbereitung eine Kollegin oder einen Experten aus der eigenen Disziplin vorzustellen, wenn Sie später mit jemandem von der F.A.Z. sprechen, im Klassenzimmer Ihre Arbeit vorstellen oder im Rathaus nach Verbündeten suchen. Der Tonfall ist immer ein anderer – und der Zugang ebenfalls.
Viel Spaß mit der 1:1-Methode. Sie passt übrigens prima zu den Tipps aus dem vorherigen Blogbeitrag No. 18 und wie Sie für das Hören schreiben.
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